BOTANISCHE NAMEN
Der schwedische Naturforscher Carl von Linné hat damit angefangen und im Wesentlichen hat sein System heute noch Bestand: Mitte des 18. Jahrhunderts legte er ein Pflanzenverzeichnis an, in dem er zweiteilige Namen einführte.
Linné griff dabei auf das Lateinische zurück, nicht nur weil es die Sprache der Wissenschaft war, sondern auch, weil er damit eine eindeutige Bezeichnung von Pflanzen schaffen konnte, über alle Landes- und Sprachgrenzen hinweg. Denn eine Pflanze konnte in unterschiedlichen Regionen schon eines Landes ganz unterschiedliche Volksnamen besitzen.
Der erste Namensbestandteil einer Pflanze bezeichnet die Gattung, der zweite die Art. Die Zuordnung der Pflanze zu einer Familie, die Linné ebenfalls auf Latein angab, ist für ihre Bestimmung wichtig, aber sie taucht nicht im Namen auf.
Betrachtet man die botanischen Namen der Pflanzen, besonders den zweiten Teil, verraten diese meist etwas: über die allgemeine Erscheinung, ihre Blatt- oder Blütenform, ihre Farbe oder ihren Lebensraum.
Dass die heute gebräuchlichen deutschen Namen oft eine große Bedeutungsähnlichkeit zu ihrem botanischen Namen haben, ist nicht selten das Resultat einer längeren Entwicklung. So taucht zum Beispiel der Wald-Sauerklee in frühen Kräuterbüchern noch unter „Buchampffer“ auf, der Kriechende Günsel unter „Gulden Guntzel“ oder der Acker-Gauchheil nur als „Gauchheyl“. Hier hat sich also der deutsche Namen dem botanischen Namen angenähert.
Hier ein paar Beispiele von botanische Namen – und was sie uns verraten:
Hinweis auf | Deutscher Name | Botanischer Name | Latein |
---|---|---|---|
Bekanntheit | Beifuß Gewöhnl. Gilbweiderich Frauenmantel |
Artemisia vulgaris Lysimachia vulgaris Alchemilla vulgaris |
vulgaris = gewöhnlich, d.h. zur Zeit der Namensgebung die bekannteste Art der Gattung |
Gebrauch | Seifenkraut Echter Steinklee Liebstöckel Ringelblume |
Saponaria officinalis Melilotus officinalis Levisticum officinale Calendula officinalis |
officinalis = Labor, Apotheke, d.h. als Heilpflanze eingesetzt |
Farbe | Schwarze Holunder | Sambucus nigra | niger = schwarz |
Weißer Steinklee | Melilotus albus Petasites albus |
albus = weiß | |
Größe | Große Sterndolde | Astrantia major | major = groß |
Esche | Fraxinus excelsior | excelsior = sehr hoch gewachsen | |
Großer Odermennig | Agrimonia procera | procerus = sehr hoch | |
Kleiner Wiesenknopf | Sanguisorba minor | minor = klein | |
Blüten | Doldiger Milchstern | Ornithogalum umbellatum | umbellatus = mit Blütendolden |
Blütezeit | Winterling | Eranthis hyemalis | hyemalis = Winter |
Wuchs | Kriechender Günsel | Ajuga reptans | reptans = kriechend |
Vorkommen | Gewöhnlicher Rainkohl | Lapsana communis | communis = in Gruppen auftretend |
Blätter | Schafgarbe | Achillea millefolium | mille = tausend folium = Blatt |
Einbeere | Paris quadrifolia | quadrifolia = vierblättrig | |
Erscheinung | Schlehe | Prunus spinos | spinosus = dornig |
Lebensraum | Kahler Alpendost | Adenostyles alpina | alpinus = im Gebirge wachsend |
Acker-Hornkraut Acker-Gauchheil |
Cerastrium arvense Anagallis arvensis |
arvensis = auf durchgepflügten Feldern | |
Rot-Klee Wiesen-Salbei |
Trifolium pratense Salvia pratensis |
pratensis = in Wiesen | |
Wald-Platterbse Wald-Storchschnabel Wald-Engelwurz |
Lathyrus sylvestris Geranium sylvaticus Angelica sylvestris |
sylvestris / sylvaticus = aus Wäldern | |
Buschwindröschen | Anemone nemorosa | nemorosus = aus Wäldern | |
Bach-Anemone Bach-Nelkenwurz |
Anemone rivularis Geum rivale |
rivalis = von Bachufern | |
Sumpfdotterblume | Celtha palustris | palustris = von Sumpfgebieten | |
Geschmack | Wald-Sauerklee | Oxalis acetosella | acetosellus = säuerlich |
Geruch | Waldmeister März-Veilchen |
Galium odoratum Viola odorata |
odoratus = duftend |
Lebensdauer | Gänseblümchen | Bellis perennis | perennis = ausdauernd |
Nachtkerze Wiesen-Pippau |
Oenothera biennis Crepis biennis |
biennis = zweijährig |