FRÜHLINGSBLUMEN

Bevor die Elektrizität Einzug in unsere Häuser hielt, war der Winter eine Zeit der Dunkelheit und Kälte, oft auch eine Zeit des Hungers. Die ersten Frühlingsblüten verkündeten das Wiedererwachen der Natur. Mehr als heute freuten sich die Menschen darüber und begrüßten diese Frühlingsblumen.

Frühlingsblumen galten als besonders heilkräftig. Von verschiedenen Frühlingsblumen (beispielsweise Veilchen, Schlüsselblumen oder Gänseblümchen) sollte man die ersten drei Blüten, die man findet, verschlucken. Dann, so glaubte man, würde man das ganze Jahr vor Fieber, Zahnschmerzen und anderen Beschwerden verschont bleiben.

Am Wiener Hof war es im 13. Jahrhundert sogar üblich, in den Donauauen nach dem ersten Veilchen zu suchen. Der Finder benachrichtigte den Herzog und dieser zog mit seinem ganzen Hofstaat hinaus, um das Veilchen zu begrüßen und von einer Jungfrau pflücken zu lassen.

Manchen Frühlingsblumen galten aber auch als gefährlich: Von einigen (zum Beispiel dem kriechendem Günsel oder dem Blaustern) hieß es, man dürfe sie nicht berühren oder an ihnen riechen, weil man sonst Sommersprossen bekäme.

Den blau blühenden Ehrenpreis kennen manche unter den Namen Regenblümchen oder Gewitterblümchen. Wenn man sie abpflückt, kommt Regen oder gar ein Gewitter, hieß es. Es galt ebenfalls als unheilbringend, manche der Frühlingspflanzen ins Haus zu holen. Ihr zwiespältiges Wesen verdanken die Frühlingspflanzen dem sie bewohnenden Pflanzengeist.