SOMMERSONNWENDE
Einen Sonnwende findet zweimal im Jahr statt. Die Sommersonnwende markiert den längsten Tag und die kürzeste Nacht (auf der Nordhalbkugel). Die Sommersonnwende fällt meist auf den 21. Juni, in manchen Jahren auch auf den 20 Juni.
In vielen Ländern wird die Sommersonnwende als Beginn des Sommers angesehen. Der Tag gilt als mystischer Tag und wird mit weltlichen oder religiösen Feierlichkeiten begangen. Diese haben ihren Platz in den germanischen, nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen. Die Feiern finden von Stonehenge bis Alicante statt.
Seit der Christianisierung werden die Feiern oft mit dem 24. Juni verbunden, dem Tag des Johannes dem Täufer, der als besonders machtvoller Heiliger galt.
In der NS-Zeit wurden die Sonnwendfeiern wiederbelebt, auch in der DDR veranstaltete der sozialistische Jugendverband Sonnwendfeiern.
Fronleichnam
Nahe an der Sommersonnwende liegt Fronleichnam, er liegt immer auf einem Donnerstag zwischen dem 21. Mai und 24. Juni, Damit gehört Fronleichnam in den sommerlichen Festkreis. Das Fest wurde 1264 eingeführt und erhält seinen besonderen Charakter durch die feierliche Prozession. In Gestalt einer Hostie wird der Leib Christi durch Dorf und Felder getragen und dabei Menschen, Vieh und Vegetation gesegnet. In Bayern hießt der Fronleichnamstag auch Prangertag, weil die Mädchen neue Kleider bekamen. Sie schmückten sich auch mit Kränzen, den so genannten Pranger- oder Antlasskränzen. Die darin enthaltenen Kräuter sollten dem Haushalt Segen und seinen Bewohnern Gesundheit bringen. Häufig waren Quendel, Gänseblümchen oder Weinraute enthalten, manchmal auch Mauerpfeffer, der für seine Blitzabwehr berühmt war. Manche Kräuter galten am Fronleichnamstag besonders zauberkräftig, zum Beispiel das vierblättrige Kleeblatt und die Kornblume.
Die Reformation stand dem prunkvollen Fest ablehnend gegenüber, in gemischt-konfessionellen Gebieten sollen protestantische Bauern den Mist gerade an Fronleichnam ausgebracht haben.
Flurprozessionen, bei denen Götterbilder feierlich durch die Stadt und über Felder getragen oder gefahren wurden, sind ein uralter heidnischer Brauch.
Aus Sonnwende und Mittsommer wird Johanni
Die heidnischen Sonnwendfeiern lagen um den 21. Juni herum und dauerten meist mehrere Tage. Die christliche Kirche führte zunächst einen erfolglosen Kampf gegen die heidnischen Feste. Schließlich wurde das Geburtsfest Johannes des Täufers in die Sonnenzeit gelegt, auf den 24. Juni. Das uralte Fest bekam nun eine christliche Deutung und ein Großteil der alten Bräuche wurde auf Johanni übertragen. Man sprach nun von Johannisfeuer, Johanniskraut, Johannisbeeren. In alten vorchristlichen Mythen gehörten Enthauptungs- und Zerstückelungsvorstellungen zum Sonnwendkult. Die abnehmende Sonnenkraft und das Dahinwelken der Vegetation wurde durch die Zerstückelung einer Gottheit dargestellt – die Große Göttin setzt aber alles Zerstückelte wieder zusammen und erweckt es im Frühjahr zu neuem Leben. Der Heilige Johannes wurde von Herodes enthauptet und passt daher gut zu den vorchristlichen Mythen. Seine Enthauptung fiel im Kirchenkalender auf den 29. August und stimmt mit dem herbstlichen Opfertod vieler Vegetationsgottheiten überein – und konnte gut in das alte Brauchtum eingegliedert werden.
Johannisfeuer
Bei allen Jahreskreisfesten geht es um einen reibungslosen Übergang in einen neuen Jahreskreisabschnitt, um Fruchtbarkeit des Landes und die Verehrung der Ahnen. Dazu gehörten Rituale wie Feuer, Tanz, Opfer, Wasser, Schutz- und Heilkräuter. Die Sonnwende wurde mit großen Feuern gefeiert. Am Vorabend des Johanni-Tages, sobald die Sonne am Horizont verschwunden war, wurden die Feuer entzündet. Damit wollte man die abnehmende Sonne für ihren beschwerlichen Kampf gegen den Winter stärken. Außerdem sollten die Flammen die Luft reinigen, böse Geister verscheuchen und eine gute Ernte sichern. Kohlereste des heiligen Feuers wurde auf den Feldern verteilt.
Das Feuer wurde umtanzt und übersprungen. Die Feste waren oft sehr freizügig, Überlieferungen deuten darauf hin, dass die Tänzer in vorchristlicher Zeit nackt waren. Die Kirche wetterte gegen diese Tänze: „Der Tanz ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt der Teufel bildet, und jeder Sprung, der dabei gemacht wird, ist ein Schritt zum Teufel in die unterste Hölle“, so der Heilige Augustinus. Die Tänze waren wohl Anlass für Schauergeschichten über Hexen, die sich zur Sonnwende oder an Johanni zum Tanz versammelten. Vorsorglich hing jedoch an jedem Haus ein Büschel von abwehrenden Johanniskräutern.