SIGNATURENLEHRE

„Alles ist mit Allem verbunden.“- Dieser kleine Satz kann auch Ausdruck eines ganzen Weltbildes sein.

In diesem Weltbild gibt es zwischen dem kranken Menschen und der Pflanze, die seine Gesundheit fördern kann, eine Beziehung. Woher wir wissen, was hilft? – Eine Pflanze trägt ein Zeichen, eine Signatur, die uns zeigt, welche Krankheit mit ihr geheilt werden kann. Wichtig sind Ähnlichkeiten: Das gelb blühende Schöllkraut ist  gegen Gelbsucht nützlich, die Walnuss hilft aufgrund ihrer Form bei der Behandlung des Gehirns.

Antike Schriftsteller wie Plinius verbreiteten diese Vorstellung. Im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde diese von bekannten Ärzten wie Paracelsus zu einem System, der so genannten Signaturenlehre, ausgebaut. Auch die Homöopathie folgt teilweise dieser Tradition, wenn sie den Grundsatz „Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“ aufstellt.

Signaturen sind nicht nur Farbe und Form, sondern auch Geruch, Beschaffenheit, Standort, Wachstumsphase und Lebensdauer. Paracelsus äußerte die Auffassung „Wo Krankheit ist, entsteht auch die Arznei“ (ubi malum, ibi remedium). Auch heute sind so manche Kräuterkundige der Auffassung, im eigenen Garten siedelten sich alle notwendigen Pflanzen von selbst an. Wenn also viel Johanniskraut im Garten wächst, deute es darauf hin, dass dieses dem Besitzer bei seinem Leiden zugute kommt.

Moderne wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen bei manchen Pflanzen die Signaturenlehre: Die Walnuss enthält tatsächlich für das Gehirn wertvolle Fettsäuren. Das Schöllkraut, gelb blühend und voll gelbem Saft, wurde in der Signaturenlehre der Leber und Galle zugeordnet – tatsächlich enthält es gallewirksame Stoffe, so dass die Schulmedizin die Pflanze bei Beschwerden der Gallenwege einsetzt. Allerdings gibt es genauso die Beispiele, die eine nicht wirksame Zuordnung nachweisen: Beim Frauenmantel konnte keine der zugesprochenen Wirkungen bei Frauenkrankheiten nachgewiesen werden, was seiner Beliebtheit und seinem Einsatz aber keinen Abbruch tut.

Wer sich mit Volksmedizin beschäftigt, wird viele Elemente aus der Signaturenlehre erkennen.