RÄUCHERN

Rauhnächte heißen die Tage rund um den Jahreswechsel, zwischen der Wintersonnenwende und dem Dreikönigstag. Diese Zeit ist ein magischer Wendepunkt, ein Neuanfang und gilt als die stillste Zeit des Jahres. Während der Raunächte sei die Natur außer Kraft gesetzt, hieß es, die Tore zur anderen Welt stünden weit offen, Tiere könnten sprechen und Orakel seien besonders verheißungsvoll. Viele Legenden und Bräuche ranken sich um die Raunächte, einer davon ist das Räuchern.

Auch heute noch werden in vielen Familien Harze und Kräuter verräuchert, um Mensch und Tier vor Unheil zu bewahren. Räuchern war schon vor vielen tausend Jahren ein Heilmittel für Körper und Geist und half, Veränderungen im Leben zu begleiten.

Beim Räuchern verglimmt getrocknetes Pflanzenmaterial: Blätter, Blüten, Samen, Holzstücke, Wurzeln oder Harze auf glühender Kohle oder in einem Stövchen. Dadurch können sich die ätherischen Öle der Pflanze oder des Harzes lösen und mit dem Rauch aufsteigen. Durch das Verbrennen, die Wandlung von Materie zu Rauch, sollte sich – so der alte Glaube – das Wesen oder der Geist der Pflanze zeigen. Im Geist sollten alle Informationen stecken, die eine Pflanze für den Menschen bereithielt. Der Duft und die Seele der Pflanze würden als Rauch vom Diesseits ins Jenseits steigen und dort die Götter erfreuen oder die Geister gnädig stimmen.

Die Räucherung

Für eine Räucherung füllt man eine Schale zu Hälfte mit Sand und legt eine angezündete Kohle darauf. Wenn sie durchgeglüht ist (sie ist dann außen aschig weiß), platziert man das Räucherwerk darauf. Es steigt Rauch auf, den man mithilfe einer Feder oder von Hand verteilt.

Traditionell beginnt man mit der Räucherung in der Küche, da früher dort die Feuerstelle war – ein heiliger Ort. Dann bewegt man sich mit der Räucherschale in Richtung Hauseingang und schließlich im Uhrzeigersinn durch alle Räume. Wenn möglich, räuchert man auch um das Haus herum oder lässt die Pfanne vor dem Eingang ausrauchen. Dies sei, so ein alter Glaube, für die „kleinen Leute“, also die Naturwesen. Den Rauch lässt man in den Räumen 15 bis 60 Minuten einwirken und lüftet schließlich kräftig durch.

Räuchermischungen

Alles, woraus man Tee macht, kann auch zum Räuchern verwendet werden. Sämtliche heimischen Wild- und Heilkräuter sind geeignet, Auch Nadeln, Wurzeln, Rinden, Hölzer, Samen, Blüten oder Harz aus dem Wald, das ruhig mit Nadeln oder Rindenstückchen durchsetzt sein kann. Alle Zutaten müssen gut getrocknet sein. Vielfach wird der Kräuterbuschen, der zu Maria Himmelfahrt gebunden und danach getrocknet wurde, für eine Räucherung eingesetzt.

Mögliche Zutaten für eine Räuchermischung