PFLANZENSYMBOLE

Wer rote Rosen erhält, versteht sofort, dass in dem Geschenk die Bitte um Zuneigung und Liebe zum Ausdruck kommt. Doch auch andere Pflanzen sollen Gefühle mitteilen oder wecken. Diese Grundsymbole haben sich schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte gebildet.

Von der Wirkung von Kräutern auf göttlichen Kräfte zu schließen, die hier am Werk waren, lag unseren Vorfahren nahe. Aber nicht nur das: In der Pflanzensymbolik treffen sich Naturwissenschaft, Religion, Philosophie, Ethnologie, Kulturgeschichte und Kunst. So wird es verständlich, warum ein Symbol unterschiedliche, mitunter auch gegenteilige Bedeutungen haben kann. Oft wurden Pflanzen, die heidnischen Göttern geweiht waren, christlich umgedeutet und fortan als christliche Symbole weiter genutzt.

Einige Beispiele:

Anemone

Symbol für: Erwartung und Hoffnung, Enttäuschung und Vergänglichkeit

Die ersten Frühlingsblüten werden immer mit besonderer Hoffnung und Liebe assoziiert. Zugleich zeigt die kurze Blütezeit die Vergänglichkeit des Schönen.

Aronstab

Symbol für: Auferstehung, Hingabe, Penis, Verführung

Den deutschen Namen Aronstab erhielt die Pflanze wegen ihres kolbenförmigen Blütenstandes im weißlichen Hüllblatt. Dieser sollte auf den grünenden Stab des Hohepriesters Aron und damit auf die Auferstehung verweisen. Im Mittelalter wurde der Aronstab trotz seiner eindeutigen Volksnamen (Pfaffenpint, Priesterpinsel) zum Marienattribut erhoben. Der Aronstab wurde für den Liebeszauber genutzt – und tatsächlich verfallen auch bestimmt Insekten dem speziellen Geruch der Blüte und rutschen in eine Kesselfalle, von wo sie erst nach der Befruchtung wieder freikommen.

Efeu

Symbol für: Freundschaft, eheliche Treue, anklammernde Abhängigkeit, Tod und Unsterblichkeit

Efeu ist eine ausdauernde Pflanze, umschlingt umliegende Objekte oder Bäume und gibt sie auch über deren Tod hinaus nicht frei. Daher war Efeu immer schon ein Symbol der Treue, der ehelichen Treue wie auch der Freundestreue. Bei der Eheschließung überreichte in Griechenland der Priester dem Paar eine Efeuranke. Im Altertum stand Efeu in Verbindung zu den Göttern Dionysos (Bacchus) und Osiris. Diese waren Vegetationsgötter, Träger stärkster Lebenskräfte; ihre Attribute waren Efeu und Weinrebe. Die ersten Christen legten gläubige Verstorbene auf Efeu (Ungläubige auf Zypressen), da getaufte Christen in der Hoffnung auf Auferstehung unsterblich seien.

Erdbeere

Symbol für: Verlockung zur Sünde, bescheidene Schönheit, Marias Jungfräulichkeit, Dreifaltigkeit

Schon im Altertum standen die Erdbeeren immer in enger Beziehung zu den Göttinnen der Liebe und Fruchtbarkeit. So versinnbildlichte sie im Christentum dann auch Maria als Gottesmutter: Da die Pflanze zu gleichen Zeit weiße Blüten (Unschuld) und rote Früchte (Farbe der Liebe) tragen kann, waren sie ideales Sinnbild der jungfräulichen Mutterschaft. Das dreigeteilte Blatt symbolisiert die Dreifaltigkeit. Im Volksglauben wurde die rote Frucht als Bild der Geschlechtsreife und Liebesbereitschaft gesehen. Auf den Vergleich mit der weiblichen Brustwarze deuten manche Volksnamen hin.

Gänseblümchen

Symbol für: Mutterliebe, Bescheidenheit, Reinheit, kindliche Unschuld

Die Lieblingsblume vieler Kinder ist eine Symbol für Mutterliebe, da sie am Abend oder bei Regen den Blätterkranz schützend über dem Blütenkorb schließt. Das Gänseblümchen ist Symbol von christlichen Tugenden (Reinheit, Anspruchslosigkeit, Bescheidenheit), weshalb viele Maler das Gänseblümchen zusammen mit Erdbeere und Veilchen auf den Grasteppich zu Füßen von Jesus oder von Heiligen malten.

Holunder

Symbol für: Schutz für Haus und Familie, Tod und Jenseits

Funde aus der Steinzeit belegen, dass der Holunder schon früh ein Begleiter der Menschen war; nicht nur für die Nahrung, sondern auch für medizinische Zwecke wurde er genutzt. Wird er abgeschlagen, treibt er schnell wieder aus, was ihn zu einem Symbol der Wiedergeburt macht. Lange war es Sitte, dass der Schreiner einen Holunderzweig schnitt, um damit das Maß des Verstorbenen für den Sarg zu nehmen. Auch der Fahrer des Leichenwagens hatte statt einer Peitsche einen Hollerstecken in der Hand.

Klee

Symbol für: Dreifaltigkeit, Glück

Wer ein vierblättriges Kleeblatt findet, hat Glück, das wissen alle Kinder, die die Wiese danach absuchen. Der Legende nach soll der Heilige Patrick den schwer zu bekehrenden Iren die Dreifaltigkeit mithilfe eines Kleeblatts erklärt haben – so wurde es zum Nationalsymbol Irlands.

Klette

Symbol für: Lästige Anhänglichkeit

Die Früchte der Klette besitzen doppelte Widerhaken, mit denen sie sich fast unlösbar an Kleidung oder Fell festhängen können.

Löwenzahn

Symbol für: Christliche Lehre und ihre Ausbreitung

Löwenzahn besitzt eine sagenhafte Ausbreitung. Er kann sich bei Bedarf eingeschlechtlich fortpflanzen, was auch „Jungfernzeugung“ genannt wird. Der Löwenzahn wird im beginnenden 15. Jahrhundert auf Tafelbildern immer in die Nähe Marias gemalt.

Maiglöckchen

Symbol für: Heil der Welt, Ewiges Heil in Christus, Ende allen Kummers, Glück und Liebe, Seelenreinheit, Demut

Schon lange ist die herzstärkende Wirkung der Inhaltsstoffe des Maiglöckchens bekannt. Man nannte es salus mundi (Heil der Welt); die Ärzte des Humanismus wählten es sogar als ihr Berufs-Emblem. Die süß duftenden Blumen waren Maria und den Frühlingsgöttinnen geweiht.

Malve

Symbol für: Wohltätigkeit, Segen, Verzeihung, Bitte um Vergebung

Die Malven werden seit sehr früher Zeit medizinisch genutzt. Alle Pflanzenteile enthalten schleimige Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend, schleimhautschützend und augenheilend wirken. Die Malve sollte alte harte Geschwüre aufweichen, weshalb die Malvenblätter ein Symbol für die Bitte um Vergebung wurde. Im Christentum galt die Malve daher als Bitte um Vergebung der Sünden einer verhärteten Seele.

Margerite

Symbol für: Orakel, Unentschlossenheit zur Liebe

Die Margerite ist eine Orakelpflanze. Kinder verlangten von ihr Auskunft über ihren Beruf („Edelmann, Bettelmann, Bur“ bzw. „Heiraten, ledig bleiben, Klosterfrau“) und auch Fausts Gretchen spricht „Er liebt mich – liebt mich nicht“. In der ritterlichen Minne gaben die Frauen ihre Unentschlossenheit in Liebesdingen zu erkennen, wenn Sie einen Kranz aus Margeriten auf ihrem Kopf trugen.

Mohn

Symbol für: Fruchtbarkeit, Schlaf, Vergessen, Tod

Alle Mohnsorten (besonders jedoch der Schlafmohn) enthalten Alkaloide, die als Beruhigungsgift schon seit prähistorischer Zeit bekannt sind. Mohn war eine heilige Pflanze der Götter, die mit anderen Heil- und Giftkräutern im Garten der Hekate wuchs, von der Jagdgöttin bewacht. In England gedenkt man der Gefallenen des ersten Weltkrieges mit Mohnblumen. Die große Zahl der Samenkörner machte den Mohn in der antiken Welt zu einem Fruchtbarkeits-Symbol.

Primel

Symbol für: Frühling, Hoffnung, Jugend

Die verbreitetste Primel-Art ist die Schlüsselblume. Sie soll den Himmel aufschließen, damit es Frühling werde und Ostern. Der lateinische Name Primula ist die Verkleinerungsform von „die Erste“, heißt also „die kleine Erste“, und machte sie zu einem Symbol von Hoffnung, Jugend und Wiedergeburt.

Veilchen

Symbol für: Demut, Bescheidenheit

Veilchen gelten zwar einerseits als Symbol für Demut und Bescheidenheit (dem Sprichwort nach blühen sie im Verborgenen), doch machthungrige Menschen erklärten es zu ihrer Lieblingsblume: Napoleon, Goethe oder Kaiser Wilhelm I. Wie viele Frühlingsblüher ist es auch Symbol für Jugend und Hoffnung.

Vergissmeinnicht

Symbol für: Zärtliche Erinnerung, Abschied in Liebe

Das Vergissmeinnicht trägt in vielen Sprachen den gleichen Namen. Eine Sage erzählt von kleinen schlaftrunkenen Blütenaugen, die sich nach der Erschaffung der Welt nicht an ihren angestammten Namen erinnern konnten. Fortan hießen die Blümchen Vergissmeinnicht. In einer anderen Sage erhält ein Jüngling, der auszog um einen Schatz zu finden, von seiner Liebsten ein Vergissmeinnicht.