ALLELOPATHIE

Was beim ersten Aussprechen einen Knoten in der Zunge verursachen kann, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als ein erstaunliches biologischen Phänomen: Bei der Allelopathie hemmt eine Pflanze das Wachstum der anderen. Der schwierig auszusprechende Begriff beschreibt ein Phänomen zum Schutz der Pflanze, wenn sie Konkurrenten in der Nähe beiseite schaffen will.

Der Begriff Allelopathie wird dem österreichischen Botaniker Hans Molisch zugeschrieben, der in seinen letzten Lebensjahren zum Thema forschte. In seinem Todesjahr 1937 erschien sein Buch über die Allelopathie. Doch bereits in der griechischen und römischen Antike war das Phänomen bekannt. So wird Plinius der Ältere (1. Jahrhundert nach Christus) oft zitiert, weil er die schädliche Wirkung der Schwarzen Walnuss bemerkt und sie als giftig bezeichnet hat.

Was macht die Schwarze Walnuss?

Alle Teile des Walnussbaums produzieren Hydrojuglon, das unter Sauerstoffeinwirkung in Juglon umgewandelt wird. Die Wurzeln, aber auch die Blätter, Zweige oder Nussschalen, die auf den Boden fallen und sich dort zersetzen geben Juglon in den Boden ab, das das Wachstum vieler anderer Pflanzen hemmt. Besonders anfällig sind Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse, also zum Beispiel Tomaten, Paprika, Kartoffeln oder Auberginen. Auch andere Bäume und Sträucher, wie Azaleen, Kiefern und Apfelbäume, sind anfällig für Juglon. Jedoch sind auch viele Pflanzen tolerant gegenüber Juglon und zeigen keinerlei negative Auswirkungen.

Sonnenblumen in der Unkrautbekämpfung

Allelochemikalien können die Keimung hemmen oder die Entwicklung von Pflanzen in der Nähe behindern. Dieser Effekt kann gleichermaßen unerwünscht wie auch erwünscht sein, wenn beispielsweise ein „Unkrautvernichtungsmittel“ gesucht wird. Wer Vögel mit Sonnenblumen füttert, wundert sich vielleicht, warum unter dem Vogelhaus nicht viel wachsen will. Der Grund: Alle Teile der Sonnenblumen enthalten allelopathische Substanzen, die die Keimung von Samen und das Wachstum von Sämlingen hemmen. Aus diesem Grund wurde schon ihr Einsatz in der Unkrautbekämpfung untersucht.

Bekannte allelopathische Pflanzen (und ihre Opfer) sind:

  • Astern und Goldrute (Zuckerahorn)
  • Brokkoli (andere Kohlpflanzen)
  • Forsythie (Schwarzkirsche, Goldrute)
  • Wacholder (Gräser)
  • Mehrjähriger Roggen
  • Holunder
  • Rhododendron
  • Ahorn
  • Kiefer

Wer eine kriegführende Pflanze in seinem Garten hat, kann dennoch für ein friedliches Zusammenleben sorgen, indem er andere Pflanzen auf Abstand hält. Auch die Qualität des Bodens kann ein Faktor dafür sein, wie lange sich die Chemikalien halten. Je schwerer der Boden ist, desto länger werden die Stoffe eingeschlossen. Gut drainierender Boden dagegen bringt sie unter die Wurzelzone der Nachbarpflanzen.

Minze im Einsatz zur Ernährungssicherung

Wissenschaftler vom Botanischen Institut in Karlsruhe fragten sich, ob es einen Zusammenhang zwischen dem starken Wuchern von Minzen und ihrem ausgeprägten Duft gibt. Aus der umfangreichen Minzsammlung des Instituts wurden ätherische Öle verschiedener Sorten extrahiert und auf ihre Signalwirkung auf andere Pflanzen untersucht. Es zeigte sich, dass im ätherischen Öl Menthon vorkommt, das einen Prozess bei Konkurrenzpflanzen in Gang setzt, wodurch sich deren Eiweißstrukturen zerstören. Menthon soll besonders wirksam gegen Ampfer sein. Dagegen soll das Protein Actin (aus der Pferdeminze gewonnen) gegen Ackerwinde wirksam sein. Das Ziel der Forscher: sie wollen umweltfreundliche Mittel gegen Unkräuter entwickeln, um die ökologische Landwirtschaft zu unterstützen und so die Ernährung zu sichern.